Rudi Hurzlmeier "Schwer in Form"


Vor einigen Tagen, genauer gesagt am 21. Januar, wurde im Schweriner Schleswig-Holstein-Haus die Ausstellung „Schwer in Form“ Komische Kunst von Rudi Hurzlmeier eröffnet.
Die Laudatio zur Eröffnung der Ausstellung wurde von Ronald Regge-Schulz gehalten. Und weil diese Einführung so kurzweilig, unterhaltsam und informativ den Künstler und seine Komische Kunst vorstellt kann sie hier auszugsweise nachgelesen werden. Ja und wer dann neugierig geworden ist kann sich die Bilder und Cartoons von Rudi Hurzlmeier bis zum 13. März im Schleswig-Holstein-Haus ansehen.


Liebe Freunde der Kunst,
Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer zu Eurer Entscheidung, fröhlich in das Wochenende zu gehen.
Als quasi Humorbeauftragter der Stadt habe ich die Ehre, Ihnen einen ganz besonderen Künstler vorzustellen:

Er wurde geboren in Niederbayern, im Kloster Mallenbach, seine Mutter eine Schwester. Er ist ein hochwohllöblicher Vertreter des niederen bayerischen Landadels. Er ist der einzig komische Künstler Deutschlands, ja, er ist der Begründer der komischen Kunst. Er ist ein Mann, der das Leben zeichnet. Er ist ein Mann, der sich in vielen Berufen probierte, ehe er seiner künstlerischen Berufung folgte. Er war Obduktionsassistent, Straßenbahnschaffner, Astronautendouble, Stuntman, er war Dummy bei BMW, Reklamezettelverteiler, Versicherungsbetrüger, Anstreicher und Ausputzer, er war Mittelstürmer, Torwächter,  er war Dressman und Gigolo. Friseur war er nicht. Er ist mehrfacher Vater. Und er ist der bekannteste Vertreter der komischen Periode.
Willkommen Rudolf Freiherr Hurzlmeier zu Deggenbach.


Das, liebe Freunde der Kunst, war Quatsch.
Aber Rudi Hurzlmeier lässt so etwas kalt. Schließlich geht es doch um komische Kunst, da darf man nicht alles so ernst nehmen.

Trotzdem, wir sind ja hier bei einer sehr ernsten Veranstaltung.
Also: Richtig ist: Rudi Hurzlmeier wurde im Kloster Mallenbach geboren. Aber nicht direkt im Kloster, die haben da so ein Sanatorium. Seine Mutter war Schwester aber Krankenschwester. Er ist nicht adlig geboren, das war ein Scherz, den mal jemand aufgeschrieben hat, der sich verselbstständigte und heute schon mal gern als Wahrheit gehandelt wird.
Hurzlmeier war Schulabbrecher, liebe Kinder bitte nicht nachmachen und hat sich mit einer Reihe von Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten. Krankenpfleger war er mit Sicherheit, Dekorateur auch. Als Firmenausstatter arbeitet er auch heute noch gelegentlich. Alles andere, nun, es klingt jedenfalls lustig. Vater ist er auch der Rudi Hurzlmeier. Zwei Söhne gibt er zu. Die arbeiten auch künstlerisch aber nicht komisch. Und Rudi Hurzlmeier ist der bekannteste Vertreter der Komischen Kunst in Deutschland. Übrigens hat er den Deutschen Karikaturenpreis 2010 gewonnen diesen wichtigsten Preis für Cartoonisten in Deutschland, er ist damit aktueller Preisträger und bringt so noch ein wenig mehr Glanz in unser Haus.

Rudi Hurzlmeier lässt sich einfach nicht in eine Schublade stecken.
Er malt großformatige Bilder, meist mit Acryl, er zeichnet Cartoons und er illustriert Comics. Bei seinen Gemälden hält er sich nicht an Stilrichtungen, überschreitet Grenzen, ganze Perioden, kopiert Malstile, versetzt den Betrachter zum Beispiel in die Illusion vor einem Caspar David Friedrich zu stehen oder vor einem Monet und das in ein und demselben Bild. Und dann schaut man genauer hin, wird überrascht und verblüfft und in der Regel fröhlich. Ja, das ist Kunst, das ist komisch, das ist Rudi Hurzlmeier.

Rudi Hurzlmeier ist ruhig und zurückhaltend, und Persönliches sei ihm „eher genierlich.“ Aber wenn es um seine Kunst geht, da kann er gar nicht dick genug auftragen, die Farbe mit dem Pinsel. Werke voller barocker Opulenz entstehen, die seinen Hang zum kräftigen, farbigen zum wohlgerundeten verraten.

Man mag es kaum glauben, aber Rudi Hurzlmeier ist Autodidakt.
Als er studieren wollte, durchaus ernste Malerei, in München, konnten sie wenig mit ihm anfangen. Die Kunst war mal wieder im Aufbruch und da kam einer wie er daher, der einfach klassisch malen wollte.
Vielleicht sollte man Autodidakt streichen und durch: Unverbogen,
unbeeinflusst  durch Schule ersetzen. Zum Glück. Inzwischen werden seine Werke von der Kritik gefeiert und man muss ganz schön lange stricken um sich einen echten Hurzlmeier leisten zu können.
Er selbst sagt: „Ich bin eher Cartoonist als avantgardistischer Künstler.“ Wer nun die reine Kunst liebt ist in dieser Ausstellung genau so gut aufgehoben, wie der Cartoonliebhaber. Hurzlmeier beherrscht auch die schnelle Pointe, den kleinen feinen Cartoon, der bar jeglicher Opulenz mit sehr wenig Strichen auskommt.
Noch ein paar Worte zu den Comics hier in der Ausstellung, zu den Bildern aus der Nic-Schulz-Serie. Diese Serie, die komplett in Titanic erschienen ist, umfasst insgesamt 60 Arbeiten. Zwanzig sind hier zu sehen.
Diese Serie aber jetzt hier zu erläutern, ist ein wenig schwierig. Nic Schulz ist ein Maler, der immer dann mit seiner Staffelei zur Stelle ist, wenn in der Welt Wichtiges geschieht. Ich kann Ihnen nur empfehlen sich darauf einzulassen, genauer hinzusehen, wenn sich ein hochsensibler Papstnachfolger aus Protest gegen die Schlechtigkeit der Welt mitsamt dem Petersdom in die Luft sprengt. Wer es genau wissen will, das ganze gibt es auch als Buch.

Rudi Hurzlmeier hat inzwischen rund 40 Bücher bestückt. Und wirklich jedes lohnt sich. Das ist jetzt keine Schleichwerbung sondern offensives Marketing aus tiefstem Herzen: Kaufen sie so ein Ding und lassen sie es sich vom Meister signieren und segnen. Und wenn Sie schon ein Buch zu Hause haben, kaufen Sie eins zum Verschenken, die Gefahr allerdings, dass Sie sich dann nicht mehr von ihm trennen können, ist groß.
Wenn Rudi Hurzlmeier Bücher füllt, stehen große Autorennamen an seiner Seite. Oliver Maria Schmitt zum Beispiel und Wiglaf Droste, Hans Zippert und Harry Rowoldt. Und auch für Peter Hacks Kurzgeschichte „Die Dinge in Buta“ hat Hurzlmeier herrlich unanständige Bilder gemalt.

Wir sollten gar nicht erst versuchen, den Hurzlmeier in eine Schublade zu pressen. Wir sollten einfach genießen, was er treibt.
Wir sollten, ganz unmecklenburgisch, uns das Lachen nicht verkneifen.
Wenn man sich auf die Bilder einlässt, erzählen sie uns Geschichten. Oder wenn wir die Bilder anschauen und unsere Gedanken spazieren gehen lassen, dann können wir uns selbst Geschichten zu den Bildern erzählen.
Rudi Hurzlmeier mag Tiere. Das sieht man seinen Bildern an. Allein die Hunde in dieser Ausstellung... zum knuddeln.
Wenn ich Hundefürchter mir hier nun in der Ausstellung die Hundebilder anschaue, dann wackelt meine Angst, ja, da werde ich gar zum Hundeliebhaber und beginne, fast aufgeregt zu hecheln. Vielleicht bringe ich ja mal eine Schere mit, und wenn keiner hinguckt, dann..


War nur Spaß!
Und darum geht es ja. Und den wünsche ich uns allen heute und in den nächsten Wochen hier in Schwerin im Schleswig-Holstein-Haus mit Rudi Hurzlmeier und seiner Kunst.

Ihr Ronald Regge-Schulz

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